Ausgaben (Kosten)

 

Wie viel Geld muss ich für mein Hobby Holzwerken ausgeben?

Wie teuer und gut sollen Maschinen, Werkzeuge oder Verbrauchsmittel sein?

Soll ich eher neue oder doch lieber gebrauchte Sachen kaufen?

 

Unter Holzwerkern häufig kontrovers und strittig diskutierte Fragen, die man aber eigentlich ziemlich eindeutig beantworten kann:

 

Das muss jeder für sich selbst beantworten, bzw. herausfinden.

 

 

 

Allerdings ist diese persönliche Entscheidungsfindung durchaus nicht trivial. Deshalb möchte ich an dieser Stelle ein paar Gedanken dazu äußern, die dem einen oder anderen (Einsteiger) vielleicht ein bisschen weiter helfen können.

 

 

 

Erstens ist es nicht schlecht, wenn man sich grob darüber im Klaren ist, was man Schwerpunktmäßig machen will, d.h. welches sind meine Ziele beim Holzwerken:

 

  • worauf lege ich beim Holzwerken am meisten Wert, z.B. drechseln, schnitzen oder Möbelbau o.a.?

  • soll das Holzwerken hobbymäßig betrieben werden oder mehr oder weniger professionell?

  • will man eher gelegentlich oder doch häufiger werkeln?

  • plant man größere oder kleinere Projekte?

  • will man mit Maschinen arbeiten oder doch eher handwerklich, oder beides?

  • Möchte ich Werkzeuge o.a. Sammeln?

 

Wer hauptsächlich drechseln will, legt natürlich am meisten Wert auf ein gute Drechselbank.

Wer nur schnitzen will braucht keine Drechselbank, dafür aber gute Schnitzmesser. Wer Möbel bauen will, braucht vielleicht gelegentlich eine Drechselbank oder Schnitzmesser, aber sicherlich gute Sägen.

 

Gelegentlich wandeln sich auch die Interessen und Vorlieben und entsprechend wandeln sich auch die Werte die man den einzelnen Faktoren beimisst. (das gelegentliche Drechseln wird zum häufigen Drechseln)

 

 

 

Zweitens stellt sich die Frage, wie viel Geld man in welchem zeitlichem Rahmen für sein Hobby ausgeben will (muss, kann), um seine Ziel zu realisieren.

 

Hauptfaktoren, die die Investitionen fürs Holzwerken beeinflussen sind natürlich auf der einen Seite die Kosten für Werkzeuge, Verbrauchsmittel, Rohstoffe, u.s.w. Und auf der anderen Seite das, was man dafür in welcher Qualität erhält.

Unabhängig von der stark variierenden individuellen Einkommens- bzw. Vermögenssituation, kann man vielleicht generell sagen, das die Kosten tendenziell nach unten gehen sollen, die Qualität aber nach oben. In diesem Spannungsfeld muss man die für sich optimale Kombination herausfinden.

 

Auch ein guter Holzwerker kann nur mit mit brauchbarem Werkzeug (und guten Rohstoffen) gute Arbeitsergebnis erzielen, mit Schrott wird es nicht nur schlecht , sondern auch noch gefährlich.

 

Das gilt auch in hohem Maße für Verbrauchsmittel.

Man hat ein Projekt nach seinen Vorstellungen entworfen und hat es dann zu seiner eigenen Zufriedenheit realisiert. Toll. Fehlt nur noch das Finish. Dazu nimmt man den Rest Lack, der da schon so lange steht. Oder die Farbe, die man zwar nicht kennt, aber im Restpostenmarkt supergünstig erstanden hat. Oder für den Zwischschliff ein extrabilliges Schleifpapier.

Es stecken jede Menge Ideen , Arbeitszeit, Materialkosten und Rohstoffkosten in einem Projekt und es wird (doch noch zum Schluß) versaut, weil man zu knauserig war und minderwertiges oder verrecktes Verbrauchsmaterial benutzt hat. Die dann entstehenden Folgekosten stehen in keine Verhältnis zu den Kosten, die man vorher für vernünftige Verbrauchsmaterialien ausgegeben hätte.

Wer hier spart, spart am falschen Platz.

 

 

Drittens ist auch der individuelle Faktor entscheidend. Ein Werkzeug muß z.B. gut in der Hand liegen. Aber es gibt große und kleine Hände und ganz große und ganz kleine Hände. Das also ein bestimmtes Werkzeug, sei es auch von guter Qualität nicht immer allen gleich gut gefällt, liegt „auf der Hand“. Neben den physischen gibt es natürlich auch die mentalen Unterschiede.

Der Eine möchte möglichst viele unterschiedliche Projekte machen, der Andere konzentriert sich (erstmal) auf ein bestimmtes Gebiet. Manch Einer verzeiht den einen oder anderen Fehler, im Gegensatz zum Perfektionisten. Der Eine liebt eher das handwerksbezogene (Neandertaler), der Nächste (wie ich) mehr das maschinenbezogene Holzwerken. Man muss wissen oder herausfinden, was man für ein „Typ“ ist.

 

 

Als vierten Faktor darf man den Spaß an der Sache nicht vergessen.

Die (haptische) Wahrnehmung eines Werkzeugs und das Arbeiten damit, kann man geradezu als sinnlich empfinden, also als bewusste Hingabe zu etwas Angenehmen oder als Genuss.

Das gelingt aber nur mit gutem Werkzeug. Man hat das Hobeleisen rasiermesserschar geschärft , den Hobel richtig justiert und will nur kurz an einer zufällig rumliegenden Kirschenleiste probieren, wie gut das Werkzeug jetzt funktioniert. Der Hobel zischt, hauchdünne Späne fliegt auf den Boden, die ätherischen Öle in der Kirsche setzen sich frei und liegen in der Luft und völlig sinnfrei, aus purer Lust hobelt man die ganze Leiste soweit runter, daß sie am Ende bestenfalls noch zum umrühren für Farbe geeignet ist. Aber es hat unheimlich Spaß gemacht!

Wie gesagt, das funktioniert nur mit gutem Werkzeug. Ein Hobel, der sich auch fein einstellen läßt, der gut in der Hand liegt und der auch gut präpariert ist. Das Hobeleisen wird nämlich nur dann rasiermeserscharf, wenn man zum Schärfen (z.B.) gute Wassersteine benutzt.

 

 

 

Der fünfte Faktor für die Entscheidungsfindung ist die Erfahrung oder das Wissen, das man sich im Laufe seines Holzwerkerdaseins angeeignet hat. Da unterscheiden sich natürlich Profi, Amateur, Anfänger und Fortgeschrittene. Je mehr Erfahrung und Wissen man hat, desto genauer weiß man , was man will oder nicht will und kann sich dann gezielt „seine“ Werkzeuge zulegen. Dieses Wissen kann man sich am Besten durchs „Machen“ aneignen, aber auch indem man befreundetete Holzwerker fragt, Profis fragt, Holzwerkerzeitungen liest, Holzwerkerforen durchstöbert und zu Holzwerkertreffen geht.

 

 

Unter Einbeziehung all dieser Faktoren kann man jetzt seine persönliche Entscheidung finden.

 

 

Es gibt durchaus unterschiedlich hilfreiche Strategien, wie man sich der persönlichen Idealkombination nähern kann.

 

- Ich kauf mir immer das Teuerste, denn wer preiswert kauft, kauft doppelt.

 

Diese Strategie unterstellt, das das Teuerste auch das Beste ist, oder zumindest so gut ist, das man immer eine gute Qualität für sein Geld erhält und das man (vor allen Dingen als unerfahrener Holzwerker) nichts falsch macht.

 

Wenn der Hobbyist dann eine Kreissäge als Standmaschine sucht, nimmt er dann also eine qualitativ hochwertige Formatkreissäge ALTENDORF F 45 ELMO IV oder eine ähnlich hochwertige Säge von Martin. Vielleicht gibt es ja noch eine bessere oder teurere?

Die Altendorf kostet je nach Ausstattung neu um die 40000 Euro (incl. MWSt).

Klar kann man das theoretisch machen, aber für die meisten Hobbyhandwerker wird das doch den finanziellen und räumlichen Rahmen sprengen. Und das wären nur die Anschaffungskosten für die Säge. Was ist mit Abrichte, Dickte, Fräse, Bandsäge, … .

 

Außerdem probiert der Hobbyholzwerker meist noch Vieles aus, um festzustellen, ob etwas für ihn geeignet ist. Manchmal verändern sich auch die Vorlieben.

 

Meiner Meinung nach ist diese Strategie trotzdem tendenziell nicht ganz falsch, d.h man braucht als Hobbyhandwerker selbstverständlich nur eine wesentlich preiswertere Säge, um erstklassige Ergebnisse zu erzielen. Aber auch dann gilt (tendenziell), das es gute Qualität nicht umsonst gibt.

 

Außerdem verliert gutes Werkzeug wesentlich weniger an Wert als billiges Werkzeug.

 

 

- Ich kaufe immer das Billigste, so habe ich am meisten für mein Geld. Wenn mal was kaputt geht, werfe ich es einfach weg.

 

 Diese Strategie unterstellt, daß man generell mit preiswerten Werkzeugen (Mitteln) gute Arbeitsergebnisse erzielen kann. Leider sind häufig die niedrigpreisigen Werkzeuge billig, d.h. sie sind ungenau, haben eine niedrige Standzeit und sind oft sogar gefährlich. Minderwertige Verbrauchsmittel machen zudem die beste Vorarbeit zunichte.

Der Wertverlust bei billigen Werkzeugen ist enorm. Wer sich eine hochwertige gebrauchte Tischkreissäge zulegt, kann diese nach einn paar Jahren evtl. zum gleichen Preis wieder verkaufen. Eine Billigtischkreissäge hat nach ein paar Jahren nur noch Schrottwert. (Vom Ärger beim Arbeiten mit diesen Maschinen mal ganz abgesehen.)

Diese Strategie ist also nur mit Vorsicht anzuwenden.

 

 

- Für Werkzeug, das ich häufig brauche, gebe ich mehr aus als für Werkzeug, das ich nur alle Jubeljahre mal brauche.

 

 Danach richte ich mich auch, aber manchmal weiß man vorher nicht , wie oft man später etwas braucht.

Und auch hier gilt, daß das Werkzeug für gelegentliches Arbeiten zwar nicht das Beste sein muss, aber doch gut genug, um vernünftige Ergebnisse zu erzielen. Einsparungen können in diesem Fall z.B. bei der Standzeit gemacht werden, aber nicht bei der Genauigkeit und schon gar nicht bei der Sicherheit.

 

 

 -Ich kaufe (gutes) gebrauchtes Werkzeug, weil ich mir dann mehr Werkzeuge leisten kann.

 

 Ebenfalls eine im Grunde sinnvolle Strategie, bei der man sich allerdings darüber im Klaren sein muß, das man auch Zeit und Geld in die Aufarbeitung von Werkzeugen stecken muss. Für mich oft kein Problem, da ich mich z.B. für das Instandsetzen von Maschinen (und Werkzeug) interessiere. Wer nur an der reinen Holzbearbeitung interessiert ist, sollte darauf achten, das noch alles gut erhalten ist. (Das ist dann natürlich wieder teurer.)

Auch sollte man beim Kauf gebrauchter Werkzeuge ein bischen Erfahrung haben oder sich beraten lassen, sonst kann „Gebrauchtes“ teurer werden als „Neues“. Generell „Gebrauchtes“ zu kaufen ist meines Erachtens nach nicht vernünftig.

So macht es sicherlich keinen Sinn, sich einen 10 Jahre alten Akku-Schrauber zuzulegen. Die Akkus sind in der Regel verbraucht, neue bekommt man schlecht und wenn doch, sind sie meist sehr teuer. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß die Lager ausgeschlagen sind und die Schalter sich bald verabschieden. Ein Neukauf ist hier sicherlich sinnvoller, weil letztlich preiswerter.

 

Mein Standmaschinen sind durch die Bank gebraucht (neu wären sie mir zu teuer) und für meine Zwecke völlig ausreichend. Sollten diese ergänzt oder erneuert (verbessert) werden, werde ich sicherlich wieder etwas „Gebrauchtes“ nehmen. Bei den Kleinmaschinen und dem Handwerkzeug ist das Verhältnis neu zu gebraucht etwa 70 zu 30. Falls in Zukunft eine neue Kleinmaschine angeschafft werden sollte, werde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Neumaschine kaufen. Nicht die Teuererste, sonder die mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis. Ähnlich handhabe ich es mit Handwerkzeugen und Verbrauchsmaterialien.

 

 

Fazit:

Es macht nur richtig Spaß, wenn man mit gutem Werkzeug arbeitet. Das muss nicht immer teuer sein, ist es aber leider oft. Ansonsten ist es wie immer, die richtige Mischung macht es aus. Welche das ist, muss eben jeder für sich herausfinden.