Mobile Leimholzpresse

Vor ein paar Jahren brauchte ich für ein Projekt Leimholzplatten. Wie immer waren alle Arbeitsplätze belegt, in diesem Fall alle horizontale Flächen. Es hätte ein größeres Umräumen bedurft, um die Platten vernünftig herzustellen. Ich überlegte, ob es nicht möglich war, eine Einspannvorrichtung zu bauen die möglichst immer greifbar war. Man sollte (zumindest einige) Platten verleimen können, während man an den anderen Dingen weiter arbeiten kann.

Ich benutze auch gerne Korpuszwingen zur Leimholzherstellung. Aber auch hier benötigt man z.B eine ebene Arbeitsplatte, auf die man (mindestens) 2 Zwingen mit dem Rücken auf die Platte legt. Die Lamellen werden in die Zwingen gelegt und diese dann leicht angezogen, bevor man weitere Zwingen von der anderen Seite zufügt und alle gleichmäßig festzieht. Der Druck verteilt sich dadurch und man erhält (meistens) auch ohne Zulagen eine ebene Platte. Ein weiterer Vorteil ist, das man die eingespannten Platten zum trocknen platzsparend wegstellen kann, indem man die Korpuszwingen auf die Stirnseiten stellt. Allerdings ist der Anpressdruck von Korpuszwingen nicht so groß wie bei Schraubzwingen oder Rohrzwingen. Bei einigermaßen guter Vorarbeit und zügiger Verarbeitung ist das aber kein Problem. Generell sollten die ausgehobelten Lamellen nicht tage- oder wochenlang rumliegen, bevor man sie zu Platten verarbeitet. Austretender Leim besonders im Bereich der Zwingen sollte immer sofort entfernt werden.

 

 

Eine weitere Überlegung war auch, eine Verleimpresse à la Scheppach Plano an der Wand zu befestigen. Das Prinzip der Planos (Zulage und Spannelement in einem) beim Spannen der Lamellen diese auch gleichzeitig zusammenzudrücken finde ich genial. Leider fehlt eine freie Wand, die Plano(s) überstiegen mein Budget und sind nur für einen Zweck einsetzbar. Außerdem ist mir keine gute Idee gekommen, um etwas ähnliches wesentlich preiswerter (und machbar) zu gestalten.

 

Meine schnelle Lösung sah etwas anders aus.

 

Als Spannelemente habe ich Rohrzwingen genommen. Diese werden auch "unendliche" Zwingen genannt. Eine Rohrzwinge besteht aus einem (beliebig langem) Rohr, das an einem Ende mit einer Zwinge mit Spindel

verbunden (verschraubt) ist. Der Gegenhalter der Zwinge läßt sich durch drücken eines Hebels frei auf dem Rohr bewegen. Läßt man den Hebel los, wird der Halter an der entsprechenden Stelle fixiert. Passenderweise werden diese Spannelemente mit Aufspannsätzen 

angeboten, sodaß man daraus ohne größeren Aufwand eine Aufspannvorrichtung machen kann.

Die Rohrzwingen und die Aufspannsätze habe ich bei Westfalia gekauft. Als Rohr habe ich 2 St 6 m lange verzinkte (Wasser-) rohre mit 3/4" Durchmesser beim örtlichen Klempner besorgt, aus denen ich 8 Rohre à 1,50m gemacht habe.
Manche sagen, man solle besser schwarzes als verzinktes Rohr nehmen. Durch die weiche Zinkauflage hat man sofort Klemmspuren, die durch die Gegenhalter verursacht werden. Das stimmt, aber die Gegenhalter rutschen (dadurch?) nicht und das Rohr rostet nicht. Ich wusste es vorher nicht, deshalb habe ich verzinktes Rohr genommen und bin damit zufrieden.
Die Auflagefläche der Zwingen beträgt ca. 38x32 mm und der Spindelhub ca. 60 mm. Die Aufspannsätze sind übrigens auch für (Korpus-) Zwingen geeignet.
Auf einer (oder zwei) Seiten eines Rohres wird mit einer Schneidkluppe ein Gewinde geschnitten, auf das die Spindel geschraubt wird.
Warum habe ich Rohrzwingen genommen?

1. Sie sind günstig.
2. Sie sind stabil.
3. Man kann einen hohen Anpressdruck erzeugen.
4. Man kann sie in "beliebiger" Länge einsetzen.
Meine 1,50m langen Zwingen sind gut zu handhaben, braucht man aber mal (noch) längere Zwingen, kann man sie mittels Muffe(n) einfach verlängern.
5. Man kann die Rohrzwingen einzelnen verwenden, aber auch mit Aufspannsätzen. Dadurch sind diese flexibel einsetzbar.

Weitere Vorüberlegungen:

1.Wenn man keine horizontale Fläche verwenden will, muss man eine vertikale nehmen.
2.Wenn man keine freie Wand (vertikale Fläche) hat, kann man eine "mobile Wand" bauen.
3.Wenn man die Rohrzwingen nicht wechselseitig benutzen kann oder will, muss man zwingend Zulagen einsetzen.

Auf Grund dieser Vorüberlegungen habe ich meine Verleimpresse gebaut. Die Lösung sollte erst mal ein Provisorium sein, um auszuprobieren, ob das ganze auch praktikabel war und brauchbare Ergebnisse erzielt werden konnten.

Da es eine schnelle Lösung sein sollte, habe ich auf die im Werkstattlager vorhanden "Vorräte" zugegriffen.

Die Grundkonstruktion ist eine Platte, die auf einen Rollwagen geschraubt ist. Bei der Platte handelt es sich um diese Billigdinger, die eine Papierwarbenkern haben und die Außenseite aus Hartfaser besteht. Vorteilhaft ist, das sie leicht und leidlich eben ist, aber doch eine gewisse Stabilität hat, die für diesen Zweck ausreichend ist. Oben und unten sind Querleisten angebracht, auf denen die Rohrzwingenhalterungen aufgeschraubt sind. Die Rohrzwingen werden mit den Halterungen fixiert. Außerdem sind parallel zu den Rohrzwingen noch zwei Zulagen angeschraubt. Die Zulage sind hier aus ausgehobelter Kirsche und stehen ca. 2 mm über den Rohren.
Bei der ganzen Konstruktion ist entscheidend, dass die (inneren) Zulagen möglichst eben angebracht sind. Sie entscheiden letztlich über die Qualität der Verleimplatte. Die Rohre der Zwingen sollten nicht mit der Verleimplatte ( den Lamellen) in Berührung kommen. Erstens verbiegen sich die Rohre (wie jeder andere Zwinge auch), wenn Druck ausgeübt wird, sind also nicht mehr gerade und zweitens kommen sie dann nicht so leicht mit dem austretendem Leim in Berührung.

Bei der Anwendung kann man mit Auflagen arbeiten, die quer unter der untersten und obersten Lamelle liegen. Der Druck verteilt sich dadurch besser, die Kanten werden geschont und man kann sehr schmale Lamellen nehmen. Wenn das Leimholz dünner als die Auflagen ist, müssen die (äußeren) Zulagen unterfüttert werden.

Man kann die Verleimpresse selbstverständlich auch ohne Auflagen nutzen. Das ist immer dann besser, weil schneller, wenn das Leimholz später noch auf Endmaß zugeschnitten wird.

Die "Höhe" der Leimholzplatte ist durch die Länge der Rohrzwingen begrenzt. Die "Breite" der Platte ist durch die Anzahl der vorhandenen (langen) Zwingen und der nötigen zusätzlichen Zulagen begrenzt.

Das Provisorium funktioniert recht ordentlich, aber ich werde doch beim 2. Mal einiges etwas anders machen:

1. Man braucht natürlich keine aufrechte Arbeitsplatte, sondern ein einfacher Rahmen z.B. aus MDF ais Aufhängung für die Rohrzwingen ist völlig ausreichend und verzieht sich auch nicht
2. Den Rahmen (die Platte) würde ich nicht mehr senkrecht zur Rollwagenfläche anbringen, sondern mit einer geringen Neigung (vielleicht 5 -10 cm auf die ganze Höhe) nach hinten. Das hat den Vorteil, das die eingelegten Lamellen nicht ( nach vorne) herausfallen können (ist mir zwar so auch noch nicht passiert, aber es ist doch beruhigender).
3. Die Zulagen habe ich mit durchsichtigem Paketklebeband versehen, damit der Leim nicht daran haftet. Das klappt gut, aber ich werde die Zulagen aus Holz zusätzlich lackieren.
4. Die äußeren Zulagen werde ich noch ganz leicht bauchig (konvex) hobeln, sodass auch in der Mitte ohne Zwingen ein stärkerer Druck ausgeübt werden kann
5. Statt bisher 2 fixe innere Zulagen würde ich 5 nehmen. Dadurch wird in der Breite eine noch ebenere Fläche erreicht, auch wenn das Holz für die Platten leicht zum Verziehen neigt.
6. Die (äußeren) Zulagen werden bei meinem Provisorium mit Zwingen befestigt. Das klappt zwar ganz gut, könnte jedoch noch optimiert werden.

Eine Alternative zu Rohrzwingen sind z.B. Leimknechte, wie sie Berthold Cremer auf seiner Seite und in der Holzwerken Juli/August 2012 zeigt.

Die Rückseite der Verleimvorrichtung werde ich in Zukunft auch noch nutzen. Ich dachte an so etwas wie einen Hordentrockenwagen mit einklappbaren Elementen, auf dem man z.B. gerade geölte oder lackierte Dinge zwischenlagern kann.

 

Statt eines Trockenplatzes könnte man die Rückseite auch als eine Zwingenaufbewahrung nutzen, dann hätte man einen Zwingenwagen mit Spannvorrichtung.


 

Vielleicht habe ich dem Einen oder Anderen ja etwas unterhalten oder sogar inspirieren können, etwas ähnliches für seine eigenen Projekte zu nutzen.

 

Michael K. hat mich darauf hingewiesen, das eine von der Bauart ähnliche  wandmontierte Verleimpresse (wall mounted panel press) im August 2009 im Woodworker's Journal vorgestellt wurde.

 

Im Zusammenhang mit der Leimholzherstellung hat mir Clemens Isele dankenswerter Weise auch Fotos und eine Beschreibung seiner diesbezüglichen Lösung gemailt.  Hier geht es zu seinem Verleimständer.

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